Kolumbien

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Rechte nicht garantiert

Unverändert gegenüber dem Vorjahr

Kolumbien ist eins der 10 schlimmsten Länder der Welt für erwerbstätige Menschen

  • Morde und Straffreiheit

  • Willkürliche Verhaftungen von Gewerkschafter*innen

  • Gewerkschaftsfeindlichkeit und Entlassungen

Mit dreizehn Morden in den Jahren 2021-2022 war Kolumbien nach wie vor das tödlichste Land der Welt für Arbeitnehmer*innen und Gewerkschaftsmitglieder. Weitere sechs Fälle von versuchten Morden und 99 Morddrohungen wurden registriert. Acht Gewerkschaftsmitglieder wurden willkürlich verhaftet. Die meisten dieser Verbrechen wurden nie aufgeklärt, da die Regierung keine Strafverfahren eingeleitet hat. Ohne einen angemessenen Schutz mussten Gewerkschafter*innen und ihre Familien weiterhin ständig um ihr Leben fürchten.

Die Aktivitäten von Gewerkschaften wurden zudem dadurch behindert, dass die Arbeitgeber regelmäßig das Recht der Beschäftigten auf die Gründung von Gewerkschaften verletzten und sich der Arbeitnehmervertreter*innen durch zielgerichtete Entlassungen und die Nichtverlängerung von Verträgen entledigten.

Arbeitnehmerrechtsverletzungen

Gewaltsame Angriffe auf Beschäftigte

Im Februar 2022, als sich die Beschäftigten von Quironsalud, einer Tochtergesellschaft des deutschen multinationalen Konzerns Fresenius in Kolumbien, gewerkschaftlich organisierten und die Aufnahme von Tarifverhandlungen forderten, erhielten Julian Parra und Claudia López, zwei ihrer gewählten Vertreter*innen, Morddrohungen. López informierte die örtliche Polizei über diese Drohungen, und Parra sah sich gezwungen, das Land zu verlassen. Internationale Appelle an Fresenius, diese Drohungen öffentlich zu verurteilen, blieben bislang folgenlos.

Morde

Am Morgen des 26. November 2021 verrichtete Clemito Rengifo Salazar, Mitglied des Sindicato de Maestros de Nariño (SIMANA), seinen Dienst als Erzieher in der Schule Francisco de Asís Madrigal in Policarpa (Departamento Nariño), als Unbekannte ihn im Beisein seiner Schüler*innen aus der Schule verschleppten. Seine Leiche wurde später in den Nachmittagsstunden gefunden.

Morde

Am 14. Mai 2021 wurde Felipe Andrés Pérez Pérez, führendes Mitglied der SINALTRAINAL-Ortsgruppe der Gewerkschaft im Stadtteil Envigado, in Medellín ermordet, als er nach einer Kundgebung im Zusammenhang mit einem landesweiten Streik nach Hause gehen wollte.

Morde

In Kolumbien sind in diesem Jahr dreizehn Gewerkschaftsmitglieder Opfer von gezielten Mordanschlägen geworden.

Am 11. August 2021 wurde Carlos Fredy Londoño Bautista, Mitglied der Adem-Fecode-Mitgliedsorganisation Asociación de Educadores del Meta, ermordet, als er seinen Arbeitstag in Fuente de Oro, Meta, beginnen wollte. Am Morgen des 11. August ging Carlos Freddy zu der Schule, in der er arbeitete, und wurde auf dem Weg dorthin von Attentätern auf einem Motorrad angegriffen. Sie schossen vor den Augen einiger seiner Schüler vier Mal auf ihn.

Gewaltsame Angriffe auf Beschäftigte

Am 12. August 2021 wurden die Gewerkschaftsführer der Nationalen Gewerkschaft der Lebensmittelarbeiter in Kolumbien, SINTRAIMAGRA und SINALTRAINAL, in Bugalagrande, Valle, bedroht.
Als der Sekretär den Sitz der SINTRAIMAGRA in Bugalagrande betrat, fand er einen Umschlag mit einem Flugblatt mit der Aufschrift Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia und darunter das Logo von Las Águilas Negras, Bloque Occidental de Colombia, sowie ein USB-Stick, in dem die folgenden Gewerkschafter als „militärische Ziele“ angegeben waren: Edwin Mejía, Francisco Vásquez, Fernando Castaño, Carlos Soto, Juan Camilo Jaramillo, Andrés Rubio, Onofre Esquivel, Wilson Riaño, Luis Herbert Peñaloza, Frank Acevedo, Gustavo Bedoya und Martin Agudelo.

Gewaltsame Angriffe auf Beschäftigte

Am 29. April 2021 zeichnete ein Lehrer und Aktivist der Vereinigung der Lehrer von Antioquia (Adida) während einer Demonstration in der Gemeinde Copacabana, Antioquia (Kolumbien), eine Polizeiaktion mit seiner Handykamera auf.
Daraufhin wurde er von Polizisten angegriffen, die ihm sein Mobiltelefon abnahmen und ihn schlugen. Als er später beim Polizeipräsidium sein Mobiltelefon abholen wollte, wurde er willkürlich festgenommen.

Gewaltsame Angriffe auf Beschäftigte

In Kolumbien wurde der Gewerkschaftsvorsitzende Roberto Coria, der sich um seine Wiederwahl bemühte, am 25. November 2021, dem Vorabend der Vorstandswahlen der Maschinenarbeiter- und Kranführer-Gewerkschaft Sindicato de los Guincheros, Maquinistas y Grúas Móviles, Opfer eines Mordanschlags vor seiner Wohnungstür, wo er angeschossen und verletzt wurde.

Tage zuvor hatte es einen ähnlichen Anschlag auf ihn gegeben, der vereitelt wurde, weil die Waffe des Angreifers nicht richtig zündete.
Die Anschläge auf Coria standen im Zusammenhang mit den Gewerkschaftswahlen, und es wird vermutet, dass die Anschläge von einer gelben Gewerkschaft verübt wurden, die von den Arbeitgebern unterstützt wird.

Recht auf bürgerliche Freiheiten

In den frühen Morgenstunden des 27. Mai 2021 führte die Polizei in mehreren Gemeinden des Departements Arauca (Kolumbien) gleichzeitig eine Operation durch.
Mehrere Gewerkschaftsführer der Arauca Campesino Association (ACA), einer Mitgliedsorganisation der FENSUAGRO, wurden dabei ohne Angabe von Gründen festgenommen: Anderson Rodríguez Rodríguez, Präsident der ACA; Jhon Alexander Romero, Vizepräsident und Menschenrechtssekretär der ACA; Camilo Espinel, Bildungssekretär der ACA und Ratsmitglied der Gemeinde Saravena; Fredy Camargo, Stadtrat von Fortul und Koordinator des Technischen Ausschusses des ACA; Ruth Pita, Stadträtin von Fortul und ACA-Mitarbeiterin; Helbert Alonso Ramírez Castro, ACA-Mitarbeiter und Buchhalter; und Samuel Acosta, ACA-Mitarbeiter und Ausschussmitglied in Tame Veredal.

Recht auf Gerechtigkeit

In Kolumbien wurde das allgegenwärtige Klima der Unterdrückung, physischen Gewalt und Einschüchterung von Arbeitnehmern und Gewerkschaftern noch dadurch verschärft, dass die Regierung zahlreiche historische Fälle von Morden und anderen Gewaltverbrechen nicht verfolgte. Das System der Arbeitsgerichtsbarkeit war nach wie vor unzulänglich, und nur eine Handvoll der Hunderte von Mordfällen wurde - meist erst viele Jahre später - aufgeklärt.

In Kolumbien, dem mit 13 Morden tödlichsten Land der Welt für Arbeitnehmer*innen und Gewerkschaftsmitglieder, machen erwerbstätige Menschen weiter mobil gegen die rechtsextreme Agenda der Regierung.Juan Barreto / AFP

Arbeitnehmerrechte in der Gesetzgebung

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