Morde

Women protesters

Kolumbien war 2021 das tödlichste Land der Welt für führende Gewerkschaftsvertreter*innen.

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Gewerkschafter*innen werden ermordet, weil sie erwerbstätige Menschen und deren kollektive Rechte vertreten. Allzu häufig gibt es keine Gerechtigkeit für die Beschäftigten und ihre Familien, da Regierungen und Arbeitgeber ungestraft agieren können. Im Jahr 2021 wurden Gewerkschafter*innen in sechs Ländern ermordet: Brasilien, Guatemala, Kolumbien, Myanmar, Nigeria und Philippinen.

Arbeitnehmerrechtsverletzungen

Asien/Pazifik

In Myanmar und auf den Philippinen wurden erwerbstätige Menschen ermordet.

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Am 7. Februar 2021 wurden Leonardo Escala, der Vorsitzende der Hafenarbeitergewerkschaft NMPI-ICTSI beim ICTSI-Terminal in Manila, und seine vierjährige Nichte vor seinem Haus in Tondo, Manila, mehrfach von Angreifern beschossen. Seine Mörder entkamen auf Motorrollern. Escala verstarb eine Stunde später im Krankenhaus, wo seine Nichte, der man in den Rücken geschossen hatte, noch behandelt wurde.

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Am 17. August 2020 wurde die 39-jährige Zara Alvarez erschossen. Alvarez war Koordinatorin des Lehrerbündnisse Alliance of Concerned Teachers (ACT) in Bacolod City und eine der 600 Personen, die im Jahr 2018 bei einem Verfahren vor dem Regionalgericht Manila als “Terroristen” geächtet worden waren. Ihr Name und Foto erschienen auf Plakaten in der Stadt Negros, weil sie angeblich eine hohe Position in der Kommunistischen Partei der Philippinen innehatte. Alvarez und viele andere wurden im Jahr 2019 von der Liste gestrichen, aber wer noch darauf stand, wurde von angeblich staatlichen Kräften weiter bedroht und verunglimpft. Bis heute ist niemand für den Mord verhaftet worden.

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Auf den Philippinen ist staatliche Gewalt gegenüber Gewerkschafter*innen endemisch, da Präsident Duterte gezielte Angriffe auf sie, ihre Verhaftung und Ermordung billigt oder sogar anordnet. Anfang März 2021 hat er in einer öffentlichen Rede seinen Wunsch geäußert, “alle Kommunisten” zu töten. Am 7. März 2021 haben staatliche Kräfte in den Provinzen Cavite, Laguna, Batangas und Rizal (Südtagalog) abgestimmte Durchsuchungen bei führenden Gewerkschaftsvertreter*innen und aktiven Mitgliedern durchgeführt. Fünf Gewerkschafter wurden von der Polizei getötet, darunter Manny Asuncion und Michael Dasigao.

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Seit dem Militärpusch am 1. Februar 2021 in Myanmar sind die Menschen in großer Zahl auf die Straße gegangen, um eine Rückkehr zur Demokratie und die Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit zu fordern. Trotz der extremen Brutalität, tödlicher Gewalt und Massenverhaftungen seitens der staatlichen Kräfte war ihre Entschlossenheit ungebrochen.

Anfang März rief ein Gewerkschaftsbündnis zum Streik auf, um “die Wirtschaft Myanmars vollständig und über längere Zeit hinweg lahmzulegen.” Beschäftigte verschiedener Wirtschaftszweige schlossen sich der Protestbewegung an, insbesondere bei der staatlichen Eisenbahn und im Bankensektor. Die Polizei schüchterte Eisenbahnbeschäftigte in Mandalay, der zweitgrößten Stadt des Landes, ein, indem sie nachts durch ihre Wohngegend marschierte, herumschrie und willkürlich Schüsse abfeuerte.

In Yangon und anderswo führten Polizisten und Soldaten nach Beginn der Ausgangssperre um 20:00 Uhr nächtliche Razzien durch. Sie feuerten Schüsse und Blendgranaten ab und führten selektive Durchsuchungen durch, um Menschen zu verhaften, vielfach mit vorgehaltener Waffe und ohne Haftbefehl.

Insgesamt wurden bei den wochenlangen Unruhen bis zum Zeitpunkt der Zusammenstellung dieses Berichtes mindestens 550 Menschen getötet, Hunderte wurden verletzt und mehr als 2.700 verhaftet, angeklagt oder bereits verurteilt.

Afrika

In Nigeria wurden erwerbstätige Menschen ermordet.

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Am 5. April 2020 wurde Chibuisi Chikezie Okameme, ein Mitglied der Ölarbeitergewerkschaft NUPENG (Nigeria Union of Petroleum Workers), bei der Arbeit von einem Polizeibeamten, der im Bundesstaat Abia auf Covid-19-Streife war, erschossen. Okameme arbeitete für Greenmac Energy in Aba City. Die Gewerkschaft NUPENG kritisiert schon lange das plumpe Vorgehen der Polizei bei der Überwachung der Einhaltung der Corona-Lockdown-Bestimmungen und die unangemessene Gewaltanwendung seitens der Sicherheitskräfte während des Lockdowns. Angaben der Nationalen Menschenrechtskommission (NHRC) zufolge sollen die Polizei und andere Sicherheitskräfte bei der Durchsetzung des Covid-19-Lockdowns elf Menschen getötet und Menschenrechte verletzt haben, u.a. durch rechtswidrige Verhaftungen und Folter.

Gesamtamerika

In Brasilien, Kolumbien und Guatemala wurden erwerbstätige Menschen ermordet.

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Nelson Ramos Barrera, ein führender Vertreter der Landarbeitergewerkschaft Asociación Sindical de Trabajadores Campesinos de Piamonte Cauca (Asintracampic), einer Fensuagro-Mitgliedsorganisation, wurde am 13. Oktober 2020 in dem Dorf Yapurá in der Gemeinde Piamonte (Cauca) ermordet. Mitglieder einer bewaffneten Gruppe wollten den Landarbeitervertreter entführen, aber seine Familie leistete Widerstand, woraufhin sie ihn vor den Augen seiner Frau, Kinder und Eltern töteten. Nelson Ramos war einer der wichtigsten Landarbeiterführer und bekannt für seine Jugendarbeit in dem Dorf Yapura.

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Nelson Ramos Barrera, ein führender Vertreter der Landarbeitergewerkschaft Asociación Sindical de Trabajadores Campesinos de Piamonte Cauca (Asintracampic), einer Fensuagro-Mitgliedsorganisation, wurde am 13. Oktober 2020 in dem Dorf Yapurá in der Gemeinde Piamonte (Cauca) ermordet. Mitglieder einer bewaffneten Gruppe wollten den Landarbeitervertreter entführen, aber seine Familie leistete Widerstand, woraufhin sie ihn vor den Augen seiner Frau, Kinder und Eltern töteten. Nelson Ramos war einer der wichtigsten Landarbeiterführer und bekannt für seine Jugendarbeit in dem Dorf Yapura.

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Zwischen April 2020 und März 2021 wurden in Kolumbien 22 Gewerkschafter*innen ermordet: John Fredy Alvarez Quinaya, Yordan Tovar, Sandra Mayerly Baquero, Albeiro Silva Mosquera, Luis Hugo Silva Mosquera, Mario Talaga, Arley Hernan Chala Renteria, Alexis Vergara, Hamilton Gasca Ortega, Jairo de Jesus Jimenez Isaza, Candelaria Acendra, Edgar Erney Guejia Dizu, Rubilio Papelito Limon, Jose Gustavo Arcila, Carlos Mario Congo Alvarez, Erminso Trochez Ilamo, Jaider Esteban Quintana Salinas, Nelson Ramos Barrera, Douglas Cortes Mosquera, Bayron Alirio Ravelo, Omar Moreno Ibague und Carlos Vidal.

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Jorge Palacios Reyes wurde am 7. Mai 2020 auf dem Weg zur Arbeit getötet. Er war ein führender Vertreter einer Mitgliedsgewerkschaft der Sindicato Nacional de Trabajadores de la Salud de Guatemala (SNTSG) und einer der Anführer der Frente Nacional de Lucha por la Defensa de los Servicios Públicos y los Recursos Naturales (FNL). Er hatte im Krankenhaus Cuilapa im Departamento Santa Rosa gearbeitet. Jorge war einer von sieben führenden Gewerkschaftern, die in Guatemala ermordet wurden.

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José Guadalupe Hernández y Hernández wurde am 2. Juni 2020 erschossen. Er war Mitglied der Gewerkschaft Sindicato de Trabajadores del Órgano Legislativo (STOL) und von unbekannten Männern auf einem Motorrad verfolgt worden. Sie hatten sich seinem Wagen genähert und ihn nur wenige Straßen vom Kongress der Republik Guatemala entfernt erschossen, wo er versucht hatte, seine alte Stelle wiederzubekommen, nachdem er im März degradiert worden war. José war einer von sieben führenden Gewerkschaftern, die in Guatemala ermordet wurden.

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Julio César Zamora Álvarez wurde am 19. April 2020 getötet. Er war der Generalsekretär der Hafenarbeitergewerkschaft Sindicato Unido de Trabajadores Portuarios de Puerto Quetzal und Mitglied der Transportarbeitergewerkschaft Federación Nacional de Sindicatos de Trabajadores del Transporte de Guatemala (FETRANSGUA). Er wurde von zwei Unbekannten auf einem Motorrad im Stadtviertel El Peñate in Puerto de San José (in der Provinz Escuintla) durch mehrere Schüsse getötet. Julio war einer von sieben führenden Gewerkschaftern, die in Guatemala ermordet wurden.

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José Miguel Florián Alay wurde am Vormittag des 4. März 2020 auf dem Weg zur Arbeit in Guatemala-Stadt getötet. Er war seit über 30 Jahren Mitglied und Aktivist der Universitätsgewerkschaft Sindicato de Trabajadores de la Universidad de San Carlos de Guatemala (STUSC) und einer von sieben führenden Gewerkschaftern, die in Guatemala ermordet wurden.

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Héctor David Xoy Ajualip wurde am 6. April 2020 in der Nähe der Schnellstraße nach Los Ocotes in Guatemala-Stadt ermordet. Er war Mitglied der Gewerkschaft Sindicato de Trabajadores de Servicios GFLG y Sociedad Anónima (SITRAGFLG) und arbeitete für das multinationale Unternehmen Pepsico. Héctor war einer von sieben führenden Gewerkschaftern, die in Guatemala ermordet wurden.

Morde

Gerson Hedelman Ortiz Amaya wurde Anfang Februar 2020 getötet. Er war Mitglied der Gewerkschaft Sindicato de Trabajadores del Instituto de Desarrollo Municipal (SITRAINFOM) und einer von sieben führenden Gewerkschaftern, die in Guatemala ermordet wurden.

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Pedro Rogelio Morales Gramajo wurde am 2. Februar 2020 in der Provinz Retalhuleu getötet. Er war Mitglied des Beratungsausschusses der Gewerkschaft Unión General de Empleados del Ministerio de Trabajo y Seguridad Social (SIGEMITRAB), die Beschäftigte beim Arbeits- und Sozialministerium vertritt, und einer von sieben führenden Gewerkschaftern, die in Guatemala ermordet wurden.

Morde

In Brasilien wurde der Gewerkschafter João Inácio da Silva von zwei Motorradfahrern erschossen, als er am 6. November 2020 vor seinem Haus in Parauapebas, Pará, saß. Er war Vorsitzender der Arbeitergenossenschaft von Montes Belos und hatte kurz zuvor Morddrohungen erhalten. Bislang sind keine Festnahmen erfolgt.

Am 23. Juli 2020 wurde Hamilton Dias de Moura, der Vorsitzende der Fahrer- und Logistikgewerkschaft in Belo Horizonte und Umgebung (SIMECLODIF), ermordet. Mouras Leichnam wurde mit mehreren Schusswunden auf dem Beifahrersitz seines eigenen Wagens in Belo Horizonte, Minas Gerais, gefunden.