Ägypten

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Rechte nicht garantiert

Unverändert gegenüber dem Vorjahr

Ägypten ist eins der 10 schlimmsten Länder der Welt für erwerbstätige Menschen

  • Zulassung von Gewerkschaften stark behindert

  • Strafverfolgung Streikender

  • Gewerkschaftsfeindlichkeit und Entlassungen

In Ägypten wurde arbeitenden Menschen ihr Grundrecht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften weiter vorenthalten. Seit der willkürlichen Auflösung aller unabhängigen Gewerkschaften im Jahr 2018 haben sich Beschäftigte und ihre Vertreter um die Wiederzulassung ihrer Gewerkschaften bemüht, sind dabei aber mit einem langwierigen und willkürlichen Verfahren konfrontiert worden.

Außerdem wurden Streiks systematisch unterbunden, Beschäftigte verhaftet und in Polizeigewahrsam genommen. Streikende wurden von den Behörden regelmäßig vor das Staatssicherheitsgericht gebracht und einem außerordentlichen Gerichtsverfahren unterzogen, das im Falle eines Schuldspruchs lange Haft- und hohe Geldstrafen nach sich zieht.

Arbeitnehmerrechtsverletzungen

Recht auf Gewerkschaftsaktivitäten

In Ägypten wurden im März 2018 alle unabhängigen Gewerkschaften aufgelöst. Seither stoßen sie auf unzählige administrative Hindernisse, und viele von ihnen bemühen sich nach wie vor bei den Behörden um ihre offizielle Zulassung.

Am 13. Dezember 2020 hat der Vorsitzende der Gewerkschaft der Beschäftigten im Grundsteueramt Gharbia, deren Rechtsstellung seit April 2018 ungewiss war, die offizielle Zulassung beantragt. Die Begleitunterlagen wurden vom Arbeitsressort informell durchgesehen, aber es wurde keine Empfangsbestätigung erteilt. Am 31. Dezember 2020 wurde den Mitgliedern des Gewerkschaftsausschusses mitgeteilt, dass die Gründung einer weiteren Gewerkschaftsvertretung untersagt werde, da es angeblich bereits eine gleichen Namens in der Einrichtung gebe. Zudem wurde der unabhängigen Gewerkschaft mitgeteilt, dass die Mitgliedschaft der Beschäftigten automatisch auf die bereits existierende Gewerkschaftsvertretung übertragen werde.

Recht auf bürgerliche Freiheiten

In Ägypten sind die Behörden extrem hart gegen Beschäftigte einer Niederlassung des staatlichen Düngemittel- und Chemikalienherstellers Delta Company for Fertilisers and Chemical Industries vorgegangen. Ende Dezember 2020 wurden 13 streikende Beschäftigte bei sich zu Hause von den Sicherheitskräften verhaftet. Fünf der Verhafteten, darunter das gewählte Mitglied Mahmoud Sabry, wurden im weiteren Verlauf der Woche freigelassen. Am 3. Januar 2021 wurde die übrigen acht Arbeitskräfte vor die Strafverfolgungsbehörde der Staatssicherheit in Kairo gebracht und zu 15 Tagen Untersuchungshaft verurteilt. Was ihnen zur Last gelegt wurde, ist bis heute nicht bekannt.

Recht auf Gewerkschaftsaktivitäten

Unabhängige Gewerkschaften sind in Behera (Beschäftigte im Grundsteueramt), in Kairo (Beschäftigte des Ägyptischen Kommunikationsunternehmens), in Damietta (Fischer) und in Qalioubia (Fahrer) auf Schwierigkeiten bei der Zulassung gestoßen.

Entlassungen wegen Streikbeteiligung

Am 6. August 2020 begannen Beschäftigte von Ceramica Granito in Ägypten ein Sit-in, um gegen die Missachtung der Gewerkschaftsforderungen, u.a. Lohnerhöhungen und höhere Essenzulagen, seitens der Betriebsleitung zu protestieren. Am 11. August traf der Geschäftsführer des Betriebes mit Gewerkschaftsvertretern zusammen, stimmte ihren Forderungen zu und sagte deren Erfüllung bis Anfang Januar 2021 zu. Unmittelbar nach diesem Treffen und der Ankündigung seitens der Gewerkschaft, dass das Sit-in beendet werde, entließ der Betrieb mehrere maßgebliche Gewerkschaftsvertreter und Beschäftigte, die protestiert hatten.

Strafverfolgung führender Gewerkschaftsvertreter*innen wegen Streikbeteiligung

Am 30. September 2020 wurden 26 Beschäftigte des staatlichen Stahlunternehmens in Ägypten vor das Staatssicherheitsgericht zitiert. Das Unternehmen warf ihnen vor, während eines Streiks im Mai 2019 aus Protest gegen die Nichtzahlung ausstehender Löhne die Produktion gestört und das Recht auf Arbeit verletzt zu haben. Die Orascom-Gruppe, der das staatliche Stahlunternehmen gehört, hat unter Berufung auf das Gesetz Nr. 34 aus dem Jahr 2011, das eine Haftstrafe und ein Bußgeld in Höhe von bis zu 50.000 Ägyptischen Pfund (3.184 US$) für die Beteiligung an einem Streik vorsieht, Beschwerde gegen sie erhoben.

“Die Beschäftigten von Delta unterstützen den Staatschef” – Beschäftigte des Düngemittelherstellers Delta in Ägypten fordern die Regierung auf, ihre Arbeitsplätze zu retten. Das Land, in dem grundlegende Rechte verweigert werden, ist eins der schlimmsten der Welt für erwerbstätige Menschen.Mahmoud Hefnawy

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